ADS-B für Einsteiger
Eine der am häufigsten gestellten Fragen am Flugplatz lautet:
„Woher wisst ihr denn immer, wo die Flugzeuge sind?“
Wir klären auf:
Die Situation kennt wohl jeder Spotter – man steht am Flugplatz, beobachtet und fotografiert startende Maschinen. Doch irgendwann kommen diese Flugzeuge auch wieder zurück – und natürlich möchte man sie beim Anflug genauso gut erwischen. Aber woher weiß man, wann sie zurückkehren? Und wie viele es überhaupt sind?
Flugbewegungen live verfolgen
Für Luftfahrt-Enthusiasten gibt es im Internet mittlerweile einige hilfreiche Tools.
Bekannt ist vor allem www.flightradar24.com.
Hier lassen sich viele Flugbewegungen live auf einer Karte verfolgen – allerdings sind militärische Flüge dort nur sehr eingeschränkt sichtbar, da sie herausgefiltert werden.
Gerade für Fans der militärischen Fliegerei sind daher andere Seiten interessanter, zum Beispiel:
Auf diesen Plattformen lassen sich auch zahlreiche (wenn auch nicht alle) militärische Flüge in Echtzeit beobachten. Während ADSBexchange sowohl zivile als auch militärische Flugzeuge anzeigt, konzentriert sich ads-b.nl ausschließlich auf militärische Flüge.
Kurz erklärt: Wie funktioniert das eigentlich?
Flugzeuge senden ständig Transpondersignale aus – diese enthalten die wichtigsten Fluginformationen. Das ist notwendig, damit sie von anderen Flugzeugen und der Flugsicherung eindeutig erkannt werden können.
Über das klassische Radar kann man nämlich nur sehen, dass sich dort etwas befindet – nicht, was es ist.
Es gibt verschiedene Transpondermodi (A, B und S), die jeweils unterschiedliche Informationen übertragen. Das System dahinter nennt sich Sekundärradar oder Flugfunktransponder.
In den Namen der Websites steckt schon der Hinweis auf das genutzte System: ADS-B.
Das „B“ steht für Broadcast – also eine offene Aussendung der Daten, die von beliebigen Empfängern empfangen werden kann. Mit entsprechenden Empfangsanlagen lassen sich diese Signale aufnehmen und so Informationen wie Flugzeugtyp, Geschwindigkeit, Höhe und Kurs bestimmen. Genau das machen die Communities hinter diesen Internetseiten.
Einstieg in ADSBexchange
Schauen wir uns nun ADSBexchange genauer an. Wir zeigen euch, welche Informationen ihr dort bekommt, wie ihr sie richtig interpretiert – und wo die Grenzen des Systems liegen.
Auf der Startseite navigiert ihr oben zu „ADSBX Radar View“ und klickt dann auf „Tracking Map“.
Es öffnet sich eine Live-Karte, die zunächst ziemlich überfüllt mit Flugzeugen wirkt. Um das zu ändern, klickt oben rechts auf das „U“ – damit werden alle zivilen Maschinen ausgeblendet, und es bleiben nur militärische sichtbar.
Aber Achtung: Die Zuordnung (militärisch/zivil) erfolgt manuell durch den Betreiber, daher können sich gelegentlich Fehler einschleichen.
Screenshot https://globe.adsbexchange.com/
Kennungen und Codes
Jedes Luftfahrzeug besitzt einen sechsstelligen ICAO-Code (auch Hex-Code genannt), der es eindeutig identifiziert.
Bei Luftfahrzeugen der Bundeswehr beginnen diese Codes grundsätzlich mit 3E oder 3F.
Heißt: Beginnt der Code anders, handelt es sich nicht um ein deutsches Militärflugzeug.
Allerdings gilt das nicht umgekehrt – auch zivile oder polizeiliche Luftfahrzeuge können einen solchen Code tragen.
Zu Beginn klassifizierte ADSBexchange daher alle 3E- und 3F-Codes automatisch als militärisch. Erst später wurden Fehler durch die Community korrigiert. Inzwischen ist das System sehr zuverlässig, trotzdem tauchen hin und wieder kleinere zivile Maschinen mit aktivem Militär-Filter auf.
Screenshot https://globe.adsbexchange.com/
Warum manche Jets „unsichtbar“ bleiben
Die deutsche Luftwaffe erschwert das Tracking zusätzlich:
Normalerweise erkennt man den Flugzeugtyp an seiner Silhouette auf der Karte. Über Deutschland seht ihr aber häufig nur Symbole unbekannter Typen. Markiert ihr diese, findet ihr meist kaum Informationen dazu.
Der Grund: Die Luftwaffe ändert regelmäßig die ICAO-Codes ihrer Jets (mehrmals jährlich).
Diese ständigen Anpassungen kann ADSBexchange nicht aktuell halten – deshalb werden viele Kampfjets nur selten korrekt angezeigt.
Das führt teilweise zu Verwirrungen, etwa wenn ein alter Code später einem anderen Flugzeug zugeordnet wird.
Erfahrung hilft beim Deuten
Um die angezeigten Informationen richtig zu interpretieren, braucht man mit der Zeit etwas Erfahrung.
Dazu gehört, die Herkunft des Flugzeugs einzuschätzen, und anhand des Callsigns Rückschlüsse auf das Geschwader oder die Staffel zu ziehen.
Manchmal lässt sich so sogar vorhersagen, wohin ein Jet fliegen oder welche Aufgabe er haben wird – das würde aber den Rahmen dieses Guides sprengen.
Farben, Labels und Anzeigen
Auf der Karte erkennt ihr Flugzeuge in verschiedenen Farben.
Am unteren Rand seht ihr eine Skala, die die Farben den Flughöhen zuordnet:
-
Rot/Orange: niedrige Höhe
-
Grün: mittlere Höhe
-
Violett: über 10 km Höhe
So seht ihr auf einen Blick, ob sich ein Flugzeug im Anflug befindet oder nicht.
Ein Jet in 6000 Metern Höhe, der auf euch zufliegt, wird euren Flugplatz nicht direkt ansteuern.
Über das Symbol „L“ oben rechts könnt ihr Labels einblenden, die Informationen wie Flughöhe, Geschwindigkeit, Kennung, Typ oder Callsign anzeigen. Über den Button „O“ lässt sich einstellen, welche Daten dort erscheinen sollen.
Screenshot https://globe.adsbexchange.com/
Nützliche Tipps für den Umgang mit ADSBexchange
-
Infofenster: Wenn ihr ein Flugzeug anklickt, öffnet sich links ein Fenster mit allen verfügbaren Daten – oft inklusive Foto.
-
Flugspur: Markierte Flugzeuge zeigen ihre bisherige Route an. Anhand der Farbcodierung lässt sich der Höhenverlauf erkennen.
-
Verschwindende Flugzeuge: Wenn ein Jet plötzlich verschwindet oder springt, liegt das meist nicht am „Abschalten“ des Transponders, sondern an einem Wechsel des Modus oder einer schlechten Empfangslage.
-
Formationsflüge: Fliegen Kampfjets in Formation („Rotte“), identifiziert sich meist nur der Führungsjet – auf der Karte seht ihr also nur eine Maschine, obwohl mehrere unterwegs sind.
-
Unbekannte Typen: Symbole ohne Typenangabe zeigen, dass der Flugzeugtyp oder die Registrierung unbekannt ist.
-
Callsigns deuten: Beispiel: Die Callsigns BURNER und NITRO stehen für Tornado-Jagdbomber des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 in Büchel. Das Callsign NITRO64 deutet zudem oft auf eine Viererformation hin (NITRO61–64).
Screenshot https://globe.adsbexchange.com/
Fazit
Wir hoffen, dieser Guide hat euch einen guten Einblick in die Nutzung von ADS-B-Daten gegeben.
Mit ein wenig Übung könnt ihr so schnell erkennen, welche Flugzeuge unterwegs sind, wo sie herkommen – und manchmal sogar, wohin sie fliegen.
Wenn ihr weitere Fragen oder Anregungen habt, schreibt uns gerne.
Eure Hinweise fließen dann in zukünftige Updates des Artikels mit ein.
Text: Sebastian Blind
Kommentar & Bewertung schreiben