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Nachtflüge – eine besondere Herausforderung für Spotter

24.10.2021

Im Herbst beginnt langsam die Zeit der Nachtflüge. Sowohl die deutsche Luftwaffe als auch die Luftstreitkräfte der umliegenden Partnernationen nutzen die frühe Dunkelheit, um den Einsatz bei Nacht zu trainieren, ohne die Bevölkerung mit allzu späten Flügen unnötig zu belasten. Bei der Luftwaffe bedeutet dies, dass im Regelfall um spätestens 22:00 alle Maschinen wieder gelandet sind.

Die größte Herausforderung beim Fotografieren während des Nachtflugs sollte dabei eigentlich jedem einleuchten – das fehlende Licht. Es sollte übrigens auch unbedingt vermieden werden, selbst Lichtquellen wie Fotoblitze, Taschenlampen oder sonstige Lampen einzusetzen. Die Piloten tragen während der Nachtflüge Nachtsichtgeräte, die das einfallende Restlicht verstärken. So kann schon ein unerwarteter Blitz oder eine starke Taschenlampe zu ernsthaften Problemen für den Piloten führen.

Nachdem also der Einsatz zusätzlicher Lichtquellen ausgeschlossen ist, muss man natürlich das vorhandene Licht bestmöglich ausnutzen. Dabei empfiehlt sich beispielsweise die Last Chance vor dem Start. Die dafür vorgesehene Platte ist im Normalfall ausgeleuchtet, um den Bodencrews eine Sichtüberprüfung zu ermöglichen. Für diese Überprüfung stehen die Maschinen auch einige Minuten still, was ebenfalls vorteilhaft für Langzeitbelichtungen ist.

Auch unmittelbar vor dem Start stehen die Maschinen meist einige Zeit still auf der Startbahn, doch diese Zeit ist meist deutlich kürzer als jene auf der Last-Chance-Platte, und die Startbahn ist nicht so gut beleuchtet wie die Platte, sodass Bilder hier schon deutlich schwieriger werden.

Die Möglichkeiten für Fotos vom Start variieren sehr von Platz zu Platz und natürlich auch von Flugzeugtyp zu Flugzeugtyp. Zunächst eignen sich hier vor allem Stellen, an denen man seitlich an die unmittelbar vor dem Start auf der Bahn stehende Maschine kommt. Dabei spielt auch die Entfernung eine wichtige Rolle, doch dazu später mehr. Kommt man nur von hinten an die Maschine, macht einem das Hitzeflimmern der heißen Triebwerke zusätzlich das Leben schwer. Einen wichtigen Unterschied machen auch die Flugzeugtypen. Während der Tornado zwangsweise mit Nachbrenner starten muss, ist ein Einsatz des Nachbrenners beim Start eines Eurofighter eher selten. Außerdem beleuchtet der Tornado einen Teil seines vorderen Rumpfs mit seinen Landescheinwerfern selbst. Vor allem für die eingefleischten Spotter unter uns besonders gut, da die Kennung dadurch fast immer zu erkennen ist. Außerdem bietet der Nachbrenner natürlich eine nicht zu verachtende Lichtquelle. Dieser beleuchtet zwar nicht den Rumpf, wirkt aber besonders beeindruckend in der Dunkelheit.

Man sollte auch versuchen, möglichst nah an das Objekt der Begierde heranzukommen, da sich eine niedrige Brennweite vor allem bei vergleichsweise langen Belichtungszeiten positiv auswirkt. Speziell dann, wenn man versucht, aus der Hand zu fotografieren, ist es bei einer niedrigen Brennweite bedeutend einfacher, das Bild ruhig zu halten und so ein möglichst scharfes Bild aufnehmen zu können. Je länger die Belichtungszeit und größer die Brennweite, desto schwieriger wird es, vor allem bei bewegten Zielen, beispielsweise rollenden Flugzeugen. Außerdem kann es vorwiegend im Herbst abends zu leichtem Nebel kommen, der sich natürlich deutlich stärker auf die Bilder auswirkt, je weiter man vom eigentlichen Ziel entfernt ist.

Eine weitere Möglichkeit für interessante Bilder bietet eine Langzeitbelichtung, bei der nicht unbedingt einzelne Jets, sondern eher ihre Lichtspuren eingefangen werden. Bei besonders langer Belichtungszeit kann dies auch auf mehrere Maschinen ausgeweitet werden, wie etwa bei dem hier gezeigten Bild vom Nachtflug in Volkel, das mit einer Belichtungszeit von rund zwei Minuten den Start von fünf F-16 abbildet. Bei solchen Belichtungszeiten ist es natürlich besonders relevant, dass sich die Kamera während der Aufnahme nicht bewegt. Neben einem Stativ (das beim Nachtflug ohnehin mitgenommen werden sollte) empfiehlt sich hier auch der Einsatz eines Fernauslösers oder zumindest die Selbstauslöserfunktion, um sich nach dem Drücken des Auslösers noch etwas von der Kamera entfernen zu können. Selbst Wind kann dabei zum Problem werden, wenn er auf Kamera und Objektiv oder auch nur auf den Tragegurt der Kamera trifft und dadurch das gesamte Setup bewegt. Sofern man allerdings an einem relativ windstillen Abend mit Stativ und einer Möglichkeit zum Fernauslösen unterwegs ist, ist dies sicher die einfachste Möglichkeit, an beeindruckende Nachtbilder zu gelangen.

Aber wie bei fast allem in diesem Bereich helfen auch hier hauptsächlich Ausprobieren und Üben. Also raus an die Plätze, auch wenn es abends kalt wird. Es lohnt sich!

Start von fünf F-16 (mit Nachbrennern) in Volkel.
Langzeitbelichtung mit rund zwei Minuten Belichtungszeit.

Start von Eurofightern (ohne Nachbrenner) in Nörvenich.
Langzeitbelichtung mit rund einer Minute Belichtungszeit.

Text: Marc Rosenkranz, Sebastian Blind
Bilder: Marc Rosenkranz, Sebastian Blind