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Wenn der mächtigste Mann der Welt auf Reisen geht…

29.06.21

Jeder hat schon einmal im Fernsehen gesehen, wie der Präsident der Vereinigten Staaten irgendwo auf der Welt aus der „Air Force One“ steigt. Doch die Geschichte eines solchen Besuchs beginnt viel früher, meist beginnen die Vorbereitungen schon Wochen im Voraus.

Um zu verstehen welchen logistischen Aufwand eine solche Reise birgt, muss man sich zunächst darüber klarwerden, dass der Präsident nicht alleine oder mit wenig Personal anreist. Viel eher wird alles Mögliche mitgebracht, was während des Besuchs gebraucht werden könnte. Dies umfasst in jedem Fall die Fahrzeuge für den Fahrzeugkorso sowie die Hubschrauber des Präsidenten und kann je nach Ziel der Reise bis hin zu Treibstoff oder Trinkwasser gehen. Dabei können durchaus zehn Flüge im Voraus zusammenkommen.

Den Anfang macht hierbei ein Planungs- und Sicherheitsteam, welches die Gegebenheiten vor Ort prüft und alle nötigen Vorbereitungen trifft. Gerade bei einem Ziel welches bisher nicht bzw. nicht oft angeflogen wurde, bedeutet dies enormen Aufwand. Dies kann beispielsweise das Planen der Route des Autokorsos, aber auch das Ausmessen der Parkposition des Flugzeugs oder andere Punkte dieser Art beinhalten.  Wenige Tage vor dem Eintreffen des Präsidenten, folgen einige Transportflugzeuge (meist C-17 oder C-5) welche unter anderem rund zehn Fahrzeuge für den Fahrzeugkorso (darunter die beiden gepanzerten Cadillac-Limousinen), die Hubschrauber (meist 3 Stück) sowie weiteres Sicherheitspersonal und deren Material an den Zielort bringen.

Unmittelbar vor dem Besuch (meist am selben Tag) werden weitere Stabsmitglieder sowie Presse eingeflogen. Dabei greift die US Air Force meist auf eine Maschine des Typs C-32 (Boeing 757-200) oder C-40 Clipper (Boeing 737-700) zurück. Die C-32 wird normalerweise auch für Flüge des Vizepräsidenten, des Außenministers, der First Lady oder in selteneren Fällen (meist im Inland) selbst zum Transport des Präsidenten genutzt.

Aber auch „Air Force One“ kommt nicht alleine. Die Präsidentenmaschine wird immer von einer Ersatzmaschine begleitet, damit in jedem Fall eine Möglichkeit zur Evakuierung besteht. Diese Ersatzmaschine ist im Regelfall baugleich mit der „Air Force One“ (meist die zweite VC-25A) kann aber auch durch eine E-4B oder, wie zuletzt in Brüssel, eine C-32 ersetzt werden. Als weitere Evakuierungsmöglichkeit steht jederzeit eine weitere Ersatzmaschine in einem benachbarten Land bereit.  


Das Rufzeichen „Air Force One“

Der Präsident fliegt normalerweise in einer von zwei VC-25, also umgebauten Boeing 747-200B. Der weithin bekannte Begriff „Air Force One“ ist dabei nur das Funkrufzeichen, einer Maschine der U.S. Air Force mit dem Präsidenten an Bord. So wird jedes Flugzeug und jeder Hubschrauber der U. S. Air Force zu „Air Force One“ sobald sich der Präsident der Vereinigten Staaten darin befindet. Im Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass eine VC-25 ohne den Präsidenten an Bord nicht „Air Force One“ nennen darf. In diesem Fall sind die VC-25 als SAM (Special Air Mission) unterwegs.

Eingeführt wurde dieses spezielle Rufzeichen bereits 1953, nachdem sich das Flugzeug von Präsident Eisenhower im gleichen Luftraum mit einem zivilen Flug mit ähnlichem Rufzeichen befand und so Verwechslungsgefahr bestand. Diese reservierten Rufzeichen gibt es seitdem für alle Teilstreitkräfte der USA (vgl. Marine One für die Hubschrauber des Präsidenten). Falls der Präsident in einem zivilen Flugzeug unterwegs wäre, hieße dieses automatisch Executive One.

Text: Marc Rosenkranz
Bilder: Marc Rosenkranz